Den Hinweis gab mir ein Freund. Robert Schumann schrieb in seine Komposition Humoreske für Klavier B-Dur op. 20 plötzlich über die Takte 251 bis 274 ein drittes Zeilensystem.
Das gibt es zwar öfter in der Notennotation; aber es fasziniert mich der Gedanke, den Schumann ahnen ließ: Er hatte eine „voce interna“, eine innere Stimme in diesem dritten Notensystem aufgezeichnet, die nur von der Pianistin – er hatte das Stück Julie von Webenau gewidmet – zu lesen war. Die Zuhörer*innen bekommen davon nichts mit, weil die Klänge nur in der „Augenmusik“ der Klavierspielerin klingen. Erst Takte später übernimmt die rechte und linke Hand die Melodie und bringt sie allen zu Gehör.
Manchmal gibt es nur innen etwas zu hören; manchmal begreifen nur die, die gemeint sind, was jemand sagen will, und erst viel später – wenn die Augenmusik Zeit gefunden hat, innen einen Ort zu finden – dringt das drinnen Gehörte in die Öffentlichkeit.
Die Texte, die wir im Advent hören, sind vielleicht auch so etwas wie eine dritte Notenzeile, die eine innere Melodie anklingen lassen. In den kurzatmigen Alltagsgeschäften zwar noch nicht zu hören, ist die Melodie trotzdem schon angestimmt …
und ich bin sicher, dass sich auch in diesem, durch Corona so besonderen Advent Möglichkeiten auftun, in denen sich die guten Töne, die ermutigen und Hoffnung stiften, nach vorne schieben; vielleicht nicht gleichlaufend mit der Rhythmisierung der Adventszeit, vielleicht erst zu hören, wenn die Weihnachtsfeiertage schon hinter uns liegen und eine andere Ruhe eingekehrt ist, aber die guten Stimmen, von denen wir leben – da bin ich sicher – lassen sich nicht aufhalten.
So wünschen wir Ihnen und Euch allen eine gesegnete Adventszeit voll von Momenten für die voce interna.
Ihre und Eure Franziskanerinnen sf