Es gibt kein Beten, das in Stein gemeißelt ist
Gebete lassen sich nicht in Stein meißeln. Beten formt sich jeden Tag neu. Manchmal gibt es Worte für das eigene Beten, vieles bleibt im Inneren auch ohne Worte. So sind auch wir immer wieder auf der Suche nach Worten, die das ausdrücken, was uns in der Tiefe bewegt. Diese Gebete und Gedichte möchten wir mit Euch und Ihnen teilen und wünschen viel Freude beim Stöbern.
Mitten im Alltag
mir eine Auszeit nehmen
einmal eine Pause einlegen
Arbeit Arbeit sein lassen
Mitten in meiner Unruhe
zur Ruhe kommen
ausruhen
für einige Augenblicke
Stille genießen
Mitten in meinem Gedankenwirrwarr
Gedanken kommen und gehen lassen
den Kopf frei bekommen
nachdenken
Mitten in meiner Atemlosigkeit
tief durchatmen
mich spüren
wieder Boden gewinnen
Mittendrin
zur Mitte finden
meine Gedanken sammeln
und neu beginnen
Elisabeth Wöhrle sf
ACH*
namenloser Name
Stimme im Schweigen
Antwort und Frage
Offenbarung in allem
behutsam
ACH
Elisabeth Wöhrle sf
inspiriert durch Ausführungen von Wilhelm Bruners, in denen er eine rabbinische Tradition zitiert, Israel habe am Sinai nur einen „Knacklaut“ gehört, alles weitere sei Interpretation.
Du
in allem Du
Du in mir
ich in Dir
Du
Du, mir innerlicher
als ich es mir sein könnte
Du, näher mir
als ich es fassen kann
Du
Du, der immer Andere
und doch Dieselbe
Du vor allem Anfang
und über jedes Ende hinaus
in jedem Augenblick
Du
Du, all mein Reichtum zu Genüge
mein ganzes Glück, Du allein
in Dir und durch Dich Lebensfülle
Du
immer Du
Du
Elisabeth Wöhrle sf
kein wunder
dass uns die ohren platzen
bei dem wortschwall
den wir uns
ins gesicht spucken
während
unser herz
unberührt bleibt
Maria Schmitt sf
Und sie versammelten sich zum Gebet
Sammle mich ein, Gott,/
mit meinen Geschichten, mit meinen Träumen.
Bring mich behutsam zurück in Deine Mitte/
dem Land der Weite ohne Grenzen.
Du hast einen Platz für mich,/
um den ich nicht kämpfen muss.
Deine Sprache ist mehr als eine Zusage./
Alles ist längst gesagt.
Aber dennoch bitte ich Dich:/
Besuche mich mit einem Wort,
aus dem ich lange Zeit leben kann,
das reifen möge in mir/
und das mich ganz und gar mit Leben bettet.
Dein Geist, Gott, ist nichts zum Festhalten/
und die drei Hütten können Dich auch nicht einfangen.
Du in mir – so nah/
Ich in Dir – so fern.
Hilf mir, mich freizuschaufeln, Schicht für Schicht./
Und offenweit zu bleiben.
All die verborgenen Pfunde in mir –/
lass sie mich bis ins Letzte auskosten und verschleudern.
Freimütig. Freigebig. Befreit.
Für andere./
Für das Leben.
Komm, Du Heiliger Geist/
und bleib ein bisschen.
Maria Schmitt sf
es ist würdig und recht
alle atmen
alle Herzen pumpen
alle haben Adern in denen Blut fließt
alle haben Hunger
alle haben Durst
alle sind würdig und recht
weil Du
allen Würde gibst
und alles recht machst
Maria Schmitt sf
Ich habe meine Kraft ausgegeben wie Geld /
für alles, was gefragt war.
Für Wichtiges und Unwichtiges, /
für Hereinbrechendes und Bedrängendes.
Manchmal stehlen Gedanken meine Kraft /
und hindern mich.
Deshalb verabschiede ich die Gedanken, /
die mir selbst im Weg stehen.
Ich verabschiede den Gedanken, /
jemand Großes sein zu müssen.
Ich begrüße dein Wort, Gott: /
Im Kleinen schlummert Kraft für ganze Leben.
Ich verabschiede den Größenwahnsinn in mir, /
Dinge retten zu müssen.
Ich grüße dich, /
der du rettest und befreist.
Aus dir kommt die Kraft, /
die du uns in unsere Tage hineinschenkst.
An kraftverlassenen Tagen bitte ich dich, /
dass du mich nicht verlässt.
Ich bitte dich Gott um deine Kraft. /
Denn dein ist die Kraft.
Maria Schmitt sf